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TÜV: 2 von 10 Tankstellen zeigen „erhebliche Mängel“

Trotz umfassender Regelungen, regelmäßiger unabhängiger Prüfungen und bewährter Technik – Garanten für ein hohes Sicherheitsniveau an Tankstellen – explizit auch solcher mit Wasserstoff – zeigt der TÜV Anlagensicherheitsreport 2023 erhebliche Mängel an explosionsgefährdeten Anlagen.

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Tanken
Foto: ©AdobeStock/mikemobil2014

Ein erschütterndes Szenario ereignete sich Mitte August im russischen Dagestan, als eine Tankstelle explodierte und mindestens 35 Menschen das Leben kostete. Dieses tragische Ereignis wirft die Frage auf, ob eine ähnliche Katastrophe auch in Deutschland denkbar wäre. Die technischen Prüforganisationen, insbesondere der TÜV, betrachten dies als höchst unwahrscheinlich. Dr. Hermann Dinkler, Experte für Brand- und Explosionsschutz beim TÜV-Verband, betont, dass die Tankstellentechnik in Deutschland bewährt ist und regelmäßig auf Sicherheit überprüft wird.

Trotz dieser Einschätzung zeigt der TÜV-Anlagensicherheitsreport 2023, dass bei explosionsgefährdeten Anlagen erhebliche Mängel auftreten. Im vergangenen Jahr wurden 3.530 Tankstellen in Deutschland von zugelassenen Überwachungsstellen (ZÜS) geprüft, und etwa jedes fünfte Mal (21,1 Prozent) wurden „erhebliche Mängel“ festgestellt. Dies stellt die höchste Mängelquote der letzten fünf Jahre dar.

Diese erheblichen Mängel könnten bis zur nächsten Prüfung eine potenzielle Gefahr darstellen, beispielsweise durch rostende Tanks oder veraltete Elektroleitungen von Sicherheitseinrichtungen, die ausgetauscht werden müssen. Die Betreiber müssen solche Mängel unverzüglich, spätestens innerhalb eines Jahres, beheben. Die Überwachungsstellen überprüfen dann die Beseitigung dieser Mängel.

Die Statistik des Anlagensicherheitsreports zeigt auch, dass bei 31,6 Prozent der Fälle „geringfügige Mängel“ auftraten, während 47,3 Prozent der Tankstellen als „mängelfrei“ eingestuft wurden. Die verschiedenen Mängelkategorien reichen von sicherheitskritischen Problemen, die sofortige Maßnahmen erfordern, bis zu weniger kritischen, die bis zur nächsten turnusmäßigen Überprüfung behoben werden müssen.

Für herkömmliche Tankstellenarten, unabhängig davon, ob Benzin, Diesel, Gas oder Wasserstoff getankt wird, wird die Gefahr von heranrasenden Fahrzeugen als potenzielles Risiko betrachtet. Diesbezüglich betont Dr. Dinkler, dass in Deutschland mehr als 99 Prozent aller Benzin- und Dieseltanks unterirdisch verbaut sind, was im Falle eines Unfalls die Explosionsgefahr erheblich minimiert.

Der Anlagensicherheitsreport zeigt, dass bei Gastankstellen, die zumeist über oberirdische Tanks verfügen, auch spezifische Gefahren auftreten können. Anfahrschutz ist hier ein wichtiges Mittel, um Gasbehälter vor möglichen Fahrzeugkollisionen zu schützen. Ein Merkblatt des TÜV-Verbands bietet Orientierung für die Auswahl geeigneter Schutzmaßnahmen.

Die Sicherheitsanforderungen gelten auch für Wasserstofftankstellen, obwohl die Technik im Umgang mit Wasserstoff als bewährt und sicher betrachtet wird. Die regelmäßigen Prüfungen von Wasserstofftankstellen umfassen die Untersuchung von Explosionsrisiken alle drei und sechs Jahre sowie Druckanlagen alle zwei, fünf und zehn Jahre. Der Druck im Lagertank wird kontinuierlich über moderne Sensortechnik und automatisierte Ventilsteuerung überwacht, um mögliche Gefahren zu minimieren.

Die genaue Anzahl der Unfälle an Tankstellen wird nicht in Statistiken erfasst, aber der Anlagensicherheitsreport bietet einen aktuellen Überblick über den technischen Zustand der Tankstellen in Deutschland. Dabei spielen rechtliche Vorgaben, wie die Betriebssicherheitsverordnung, das Wasserhaushaltsgesetz und das Bundesimmissionsschutzgesetz, eine entscheidende Rolle, um Gefährdungen zu minimieren und sicherheitsrelevante Aspekte zu kontrollieren.

Jede der rund 14.500 Tankstellen in Deutschland wird vor ihrer Inbetriebnahme auf die Einhaltung der Vorgaben geprüft. Zu den im Anlagensicherheitsreport erfassten überwachungsbedürftigen Anlagen gehören neben Aufzügen auch Druckbehälteranlagen wie Gasspeicher und Dampfkessel sowie bestimmte Anlagen in brand- und explosionsgefährdeten Bereichen (Ex-Anlagen), darunter Tankstellen und Flugfeldbetankungsanlagen. Die vollständige Mängelstatistik ist hier kostenlos abrufbar.

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