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Plädoyer für eine europäische Plattform digitaler Souveränität

Europa steht im Spannungsfeld von Krieg, digitalem Wandel und globaler Machtverschiebung. Die Risiken sind groß – doch zugleich bietet sich die Chance, echte digitale Souveränität zu sichern: unabhängig und selbstbehauptet im Cyberraum.

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Eine digitale Europakarte wird mit leuchtenden Neonlinien und -punkten dargestellt, die die Ländergrenzen hervorheben. Die Karte hat ein futuristisches Aussehen mit leuchtenden Blaugrün- und Orangetönen auf dunklem Hintergrund.
Foto: ©AdobeStock/decorator

Europa steht vor einer doppelten Herausforderung: Der Krieg in der Ukraine erschüttert die geopolitische Ordnung, während die digitale Transformation alle Lebensbereiche durchdringt. Veraltete Strukturen und Bürokratie bremsen den Fortschritt, während globale Machtverschiebungen auch den Cyberraum erfassen. Die Risiken sind offensichtlich – doch sie bieten auch die historische Chance, Europas digitale Handlungsfähigkeit zu stärken.

Sondervermögen strategisch für Cybersicherheit nutzen

Die Zeit des Zögerns ist vorbei. Dass Cybersicherheit Teil des Bundeswehr-Sondervermögens wird, ist ein wichtiger Schritt. Jetzt braucht es klare Priorisierungen: Nicht nur militärisch, auch zivil muss Deutschland verteidigungsfähig und cyberresilient werden. In Zeiten hybrider Kriegsführung sind digitale Infrastrukturen ebenso kritisch wie klassische Rüstungsgüter – aber deutlich leichter angreifbar. Ein ungesicherter Endpoint kann genügen, um Kommunen lahmzulegen oder kritische Infrastruktur zu stören.

Europäischen IT-Sicherheitsmarkt stärken

Europa braucht keinen digitalen Protektionismus, aber mehr Selbstbestimmung. Der fragmentierte Markt für Cybersicherheit muss gebündelt werden: mit klaren Standards, gemeinsamen Plattformen und zugänglichen Schutzmechanismen für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Ziel ist nicht Abschottung, sondern Stärkung der Handlungsfähigkeit gegenüber internationalen Tech-Giganten und Bedrohungen.

Digitale Souveränität konkret denken

Digitale Souveränität bedeutet nicht Autarkie, sondern Wahlfreiheit. Wer souverän ist, kann wechseln, verhandeln und innovativ reagieren. Voraussetzung dafür ist koordiniertes Handeln auf vier Ebenen:

  • Politisch: EU-weit investieren, Plattformen aufbauen, Abhängigkeiten reduzieren.
  • Staatlich: Verwaltungen digitalisieren, sichere Prozesse etablieren.
  • Organisatorisch: Unternehmen und Behörden müssen Kontrolle über Daten, Anwendungen und Endpoints behalten.
  • Individuell: Menschen müssen sich sicher und selbstbestimmt digital bewegen können.

Resilienz beginnt in den Organisationen

Hybride Angriffe zielen auf das gesamte System. Deshalb braucht es Sicherheitsstrategien, die Menschen, Geräte, Anwendungen und Daten gleichermaßen einbeziehen:

  • Schulungen und benutzerfreundliche Sicherheits-Tools.
  • Patch-Management und Monitoring für alle Endgeräte.
  • Zulassung nur vertrauenswürdiger Anwendungen – engmaschig überwacht und regelmäßig aktualisiert.
  • Datenverschlüsselung, sichere Speicherorte und klare Zugriffskontrollen.

Nur im Zusammenspiel schützen diese Maßnahmen effektiv vor Ransomware, Spionage und Sabotage.

Ein gemeinsamer Kraftakt für Europas digitale Zukunft

Cybersicherheit ist mehr als Technik – sie ist Voraussetzung für Demokratie und Wettbewerbsfähigkeit. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen gemeinsam handeln. Wenn der Staat Standards setzt und Investitionen gezielt lenkt, kann die Privatwirtschaft darauf aufbauen und Innovationen vorantreiben.

Jetzt ist der Moment, um mit dem Sondervermögen den nächsten Schritt zu gehen: Plattformansätze wie HYPERSECURE können der Startpunkt sein für eine zukunftsfähige, europäische Cybersicherheitsarchitektur. So wird Europa nicht nur digital verteidigungsfähig, sondern auch souverän, offen und stark im internationalen Wettbewerb.

Arved Graf von Stackelberg/Dr. Philipp Müller, DriveLock SE

(Von der Redaktion stark gekürzt und bearbeitet)

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