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Schichtarbeit: TÜV Rheinland mahnt zur Beachtung gesundheitlicher Faktoren

Schichtarbeit kann die Gesundheit belasten – doch Beschäftigte haben Anspruch auf arbeitsmedizinische Beratung und Untersuchungen, um Risiken frühzeitig zu erkennen. Eine kluge Gestaltung von Schichtarbeit fördert das Wohlbefinden und erhält die Leistungsfähigkeit. Doch wie gelingt eine gesunde Arbeitsorganisation?

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Schichtarbeit-Plan
Foto: ©AdobeStock/cirquedesprit

„Es gibt viele Formen der Schichtarbeit. Häufig deckt das Dreischichtmodell 24 Stunden ab, aber es gibt auch Früh- und Spätschichten oder Teilschichten, bei denen Mitarbeitende morgens und abends arbeiten. Allen gemeinsam ist, dass sie den Schlafrhythmus und das soziale Leben beeinflussen“, erklärt Dr. Wiete Schramm, Arbeitsmedizinerin bei TÜV Rheinland. „Unsere Aufgabe ist es, Unternehmen und Beschäftigte dabei zu unterstützen, Schichtarbeit gesundheitsfördernd zu gestalten und ein wirkungsvolles Arbeits- und Gesundheitsmanagement zu etablieren.“

Nachtarbeit ist laut § 2 des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG) jede Arbeit, die mehr als zwei Stunden während der Nachtzeit – von 23:00 bis 6:00 Uhr, mit Ausnahmen für Bäckereien und Konditoreien – umfasst. Personen, die regelmäßig nachts arbeiten oder an mindestens 48 Tagen im Jahr zur Nachtzeit tätig sind, gelten als Nachtarbeitende. Sie haben nach § 6 Abs. 3 ArbZG das Recht auf eine arbeitsmedizinische Untersuchung, die alle drei Jahre wiederholt werden kann. Ab dem 50. Lebensjahr ist diese Untersuchung jährlich möglich. Arbeitgeber sind zudem verpflichtet, auf Wunsch regelmäßig arbeitsmedizinische Vorsorge anzubieten.

Auswirkungen von Schichtarbeit auf die Gesundheit

Arbeiten in der Nacht widerspricht dem natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus und kann zu einer Art chronischem Jetlag führen. Schlaf am Tag ist oft kürzer und weniger erholsam, was Schlafmangel und Schlafstörungen begünstigen kann. Konzentrationsfähigkeit und Leistungsfähigkeit können sinken, was das Unfallrisiko erhöht. Auch die Ernährung leidet, da der übliche Mahlzeitenrhythmus verschoben wird und Magen-Darm-Probleme auftreten können.

Zudem beeinträchtigt Schichtarbeit das soziale Leben und die Work-Life-Balance. Freizeitaktivitäten mit Familie und Freunden müssen oft langfristig geplant werden, und regelmäßigen Hobbys nachzugehen, ist häufig schwierig. Dies kann zu sozialen Einschränkungen und Belastungen führen. „Die arbeitsmedizinische Beratung ist für Menschen im Schichtdienst besonders wichtig. Schlafmangel, psychische Belastungen und weitere gesundheitliche Herausforderungen können angesprochen und individuelle Lösungen gefunden werden“, so Schramm.

Gesunde Arbeitsabläufe gestalten

Die Deutsche Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin empfiehlt, dass Schichtdienst so organisiert wird, dass die besonderen Belastungen der Beschäftigten berücksichtigt werden. Mitarbeitende sollten in die Schichtplanung einbezogen und persönliche Belange, soweit möglich, berücksichtigt werden. Schichten sollten idealerweise nicht länger als acht Stunden dauern, es sei denn, ausreichend Pausen und längere Erholungszeiten sind vorgesehen. Eine Vorwärtsrotation – also ein Wechsel von Früh- über Spät- zur Nachtschicht – sowie ein häufiger Wechsel im Abstand von etwa drei Tagen hat sich bewährt.

„Beim Arbeits- und Gesundheitsschutz dürfen keine Kompromisse gemacht werden. Mit unserer Beratung unterstützen wir Beschäftigte dabei, gesund durch die Schichtarbeit zu kommen. Dazu gehören Tipps für besseren Schlaf, eine angepasste Ernährung und ausreichend Bewegung. Wenn wir feststellen, dass viele Mitarbeitende unter bestimmten Belastungen leiden, können wir dies anonymisiert an den Arbeitgeber weitergeben und gemeinsam gezielte Maßnahmen entwickeln“, erklärt Schramm.

Die TÜV Rheinland Arbeitsmedizinischen Dienste (AMD) betreiben als Tochterunternehmen der TÜV Rheinland Group bundesweit arbeitsmedizinische Zentren. Sie beraten Unternehmen zu Arbeitsschutz und Gesundheitsmanagement. Rund 840 Fachkräfte, darunter Arbeitsmediziner, Sicherheitsfachkräfte, Psychologen und Gesundheitsberater, setzen sich für die physische und psychische Gesundheit von Beschäftigten ein.

Hier können sich Unternehmen und Beschäftigte über das Angebot zur Arbeitsmedizin von TÜV Rheinland informieren.

TÜV Rheinland: Bei Schichtarbeit auf die Gesundheit achten
Foto: TÜV Rheinland/Shutterstock

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