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Wenn niemand da ist, um zu helfen:: Wie IoT den Alleinarbeiterschutz revolutioniert

Von der stillen Gefahr zur smarten Reaktion: Warum vernetztes Notfallmanagement in der Alleinarbeit zum Sicherheitsstandard werden muss und welche Rolle dabei IoT-Lösungen spielen.

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Internet Of Things (IOT) Konzept
Foto: ©AdobeStock/Thitichaya

Ob nachts im Lager, allein im Rechenzentrum oder auf Dienstreise fernab der Zentrale: Die Arbeitsrealität bedeutet heute in vielen Branchen auch Alleinarbeit. Damit geht ein Risiko einher, das nicht nur organisatorische Fragen aufwirft, sondern vor allem sicherheitsrelevante: Wer ruft Hilfe, wenn etwas passiert? Was, wenn niemand mitbekommt, dass ein Mitarbeitender gestürzt oder kollabiert ist oder gar überfallen wurde? Während klassische Schutzmaßnahmen wie regelmäßige Kontrollanrufe oder manuelle Meldepflichten an ihre Grenzen stoßen, eröffnen digitale Lösungen neue Wege, insbesondere durch das Internet of Things. Intelligente Systeme können nicht nur Risiken erfassen, sondern in Echtzeit reagieren und Schutzmaßnahmen auslösen – automatisiert, datengestützt und rechtssicher.

Rechtlicher Rahmen: Fürsorgepflicht trifft Digitalisierung

Rechtlich ist die Verantwortung klar geregelt: Nach § 618 BGB sind Arbeitgeber verpflichtet, ihre Mitarbeitenden vor Gefahren für Leben und Gesundheit zu schützen; auch und gerade in Situationen der Alleinarbeit. Der Gesetzgeber gibt dabei bewusst keine technischen Vorgaben, sondern orientiert sich am Schutzziel. Unternehmen haben damit einerseits einen Handlungsspielraum, andererseits aber auch eine klare Verantwortung. In einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt liegt es auf der Hand, dieser Verantwortung mit intelligenten, IoT-gestützten Systemen nachzukommen. Sie ermöglichen nicht nur einen kontinuierlichen Schutz, sondern auch eine lückenlose Dokumentation; ein entscheidender Aspekt, wenn es darum geht, rechtlich auf der sicheren Seite zu stehen.

Automatisierung mit Verantwortung: IoT im Alleinarbeiterschutz

Die Idee: Sensoren, Geräte und Maschinen werden miteinander vernetzt, relevante Zustände kontinuierlich erfasst, analysiert und in einer zentralen Plattform verarbeitet. Bewegungsmelder, Temperatursensoren, Lageerkennung, GPS-Ortung oder Paniktaster sind nur einige der Elemente, die in moderne Alleinarbeiterschutzsysteme eingebunden werden können. Diese detektieren Unregelmäßigkeiten wie etwa das Ausbleiben einer planmäßigen Bewegung oder das Verlassen eines definierten Bereichs und lösen entsprechend automatisiert Alarme aus.

Ein gutes Beispiel, das zeigt, wie dies im Detail funktioniert, sind Personen-Notsignal-Anlagen (PNA). Solche Anlagen ermöglichen eine gezielte Alarmierung im Ernstfall – und zwar sowohl willensabhängig, etwa durch das aktive Auslösen eines Panikknopfs, als auch willensunabhängig, zum Beispiel bei ausbleibender Reaktion auf Kontrollanrufe oder durch automatische Sturzerkennung. Dazu nutzen sie intelligente Sensorik wie Lage-, Bewegungs- oder Liegesensoren und sind sowohl als Spezialhardware als auch als App-Lösung auf handelsüblichen Android-Smartphones verfügbar. Ihre Integration in ein digitales Notfallmanagementsystem erlaubt es zudem, eingehende Alarme sofort auszuwerten, den Standort der betroffenen Person zu bestimmen und umgehend die passende Rettungskette auszulösen. Damit werden aus stummen Geräten aktive Schutzengel. Unsichtbar im Hintergrund, aber entscheidend im Notfall. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung hat mit der Regel 112-139 einen anerkannten Standard geschaffen, der Anforderungen an Personen-Notsignal-Anlagen formuliert, der für Gleichheit sorgt und damit eine wichtige Orientierung für die praktische Umsetzung bietet.

Beispielhafte Darstellung des Funktionsablaufs einer IoT-gestützten Personenalarmierung
Bildquelle: F24

Beispielhafte Darstellung des Funktionsablaufs einer IoT-gestützten Personenalarmierung

Vom Vorfall zur Rettungskette – vollautomatisiert

Wie geht es dann weiter? Moderne digitale Alarmierungsplattformen nutzen die durch IoT-Sensoren erhobenen Daten, um im Ernstfall automatisierte Kommunikationskaskaden zu starten: Sie informieren zuständige Ersthelfer oder Sicherheitsdienste unter Berücksichtigung von Dienstplänen und Verfügbarkeiten, dokumentieren alle Abläufe revisionssicher und liefern auf Wunsch detaillierte Berichte zum Ereignis. So werden nicht nur Leben geschützt, sondern auch gesetzliche Anforderungen wie jene der DGUV erfüllt – effizient und ohne personelle Überlastung.

Der Clou: Je nach Anbieter können diese Lösungen als Software-as-a-Service betrieben werden und sind somit unabhängig von der eigenen IT-Infrastruktur auch in Krisenszenarien wie Cyberangriffen einsatzfähig. Entscheidend ist die Fähigkeit, jederzeit auf alle sicherheitsrelevanten Informationen zugreifen zu können – auch aus der Cloud.

Beispielhafter Funktionsumfang einer integrierten und digitalen Alarmierungsplattform
Bildquelle: F24

Beispielhafter Funktionsumfang einer integrierten und digitalen Alarmierungsplattform

Datenschutz nicht vergessen

Mit zunehmender Vernetzung steigen auch hier allerdings die Anforderungen an Informationssicherheit und Datenschutz. Die Systeme erfassen sensible, oft personenbezogene Daten. Deshalb ist es essenziell, dass eingesetzte Lösungen über Ende-zu-Ende-Verschlüsselung verfügen, Daten sicher speichern und höchsten Sicherheitsstandards wie ISO/IEC 27001:2013 oder ISO 22301:2019 entsprechen. Verantwortliche sollten darauf achten, wo und wie die Daten gespeichert und verarbeitet werden. Transparenz und Zertifizierungen sind hier das Maß aller Dinge.

Digitale Fürsorge statt zusätzlichem Personal

In Zeiten, in denen mehr Personal oft keine Option ist, bedeutet Fürsorgepflicht auch, intelligente Technik einzusetzen. IoT-basierte Alleinarbeiterschutzsysteme bieten hierzu nicht nur ein neues Maß an Sicherheit, sondern entlasten Führungskräfte, erfüllen regulatorische Anforderungen und ermöglichen Unternehmen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden – selbst dann, wenn niemand hinsieht. Ihre Vorteile können diese Systeme aber vor allem dann ausspielen, wenn sie mit bewährten Krisen- und Notfallmanagementsystemen verbunden werden. Was es in diesem Bereich für Neuerungen gibt, können Entscheider auf aktuellen Fachveranstaltungen erfahren. Dort können sie Entwicklungen live erleben, sich über Best Practices austauschen und neue Technologien und Systeme unter realen Bedingungen testen. Eine solche Veranstaltung ist die F24 Experience Tour 2025, die von Juni bis Oktober in über zehn Städten in und um Europa Station macht, darunter auch Hamburg (24.06.) und München (07.07.). Ob verstärkter Einsatz von KI-Funktionalitäten, neue Standards in der Alarmierung oder Einblicke in reale Cybervorfälle – der persönliche Austausch und die Erprobung praxisnaher Lösungen geben wertvolle Impulse auf dem Weg zu einem resilienten Unternehmen. Weitere Informationen und kostenfreie Anmeldung unter: https://f24.com/de/f24-experience-tour-2025/.

Unabhängig von der eigenen IT-Infrastruktur: Betrieb erfolgt wahlweise als digitale Cloudlösung oder auch hybrid
Bildquelle: F24

Unabhängig von der eigenen IT-Infrastruktur: Betrieb erfolgt wahlweise als digitale Cloudlösung oder auch hybrid

Autorin: Eske Ofner
Bildquelle: photogenika.de 

Autorin: Eske Ofner

Eske Ofner ist Expertin im Bereich Alarmierung und Krisenmanagement und Head of Sales bei F24, dem europaweit führenden Software-as-a-Service-Anbieter für Incident- und Krisenmanagement, Alarmierung sowie für Geschäftskommunikation.

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