Transparente Biometrie:: Wie OFIQ den neuen ISO-Standard prägt
Mit dem Open-Source-Algorithmus OFIQ setzt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) einen internationalen Meilenstein: Erstmals definiert ein offener Ansatz die Qualitätsstandards für digitale Lichtbilder – und sorgt für mehr Sicherheit, Effizienz und Vergleichbarkeit in biometrischen Großsystemen.

Am 16. April 2025 trat mit ISO/IEC 29794-5 ein internationaler Standard in Kraft, der die Qualität digitaler Lichtbilder erstmals verbindlich regelt. Zentrales Element: ein Open-Source-Algorithmus aus Deutschland. Entwickelt im Rahmen des Projekts „Open Source Face Image Quality“ (OFIQ) des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, ermöglicht dieser Algorithmus eine transparente und objektive Bewertung von Lichtbildqualität – und wird damit zur Referenz für biometriebasierte Systeme weltweit.
Gleiche Standards für vernetzte Systeme
Ob bei der Grenzkontrolle oder in europaweiten Biometrie-Großsystemen wie dem Entry-Exit-System (EES) der Europäischen Union: Die Qualität digitaler Lichtbilder ist entscheidend für die Zuverlässigkeit automatisierter Erkennung. Wenn Lichtbilder unscharf, schlecht belichtet oder verzerrt sind, leidet die Trefferquote – es kommt zu falschen Ergebnissen oder unnötigen Rückweisungen. Gerade in Systemen mit Hunderten Millionen Einträgen kann dies die Effizienz massiv beeinträchtigen.
Mit dem OFIQ-Algorithmus steht nun ein Werkzeug zur Verfügung, das sowohl live aufgenommene Bilder als auch solche aus offiziellen Dokumenten verarbeiten und bewerten kann. Die Standardisierung sorgt für ein gemeinsames Qualitätsverständnis und eine einheitliche Vorgehensweise in allen Mitgliedsstaaten – essenziell für reibungslos funktionierende, interoperable Systeme.
Weltweit einmaliger Open-Source-Ansatz
Bislang dominierten kommerzielle Anbieter den Markt für biometrische Qualitätsbewertung. Ihre Produkte funktionierten meist wie eine Black Box – ohne Einblick in die Bewertungslogik und ohne vergleichbare Ergebnisse. Der OFIQ-Algorithmus durchbricht dieses Prinzip: Als vollständig offen zugängliche Referenzimplementierung ermöglicht er transparente Bewertungen, vergleichbare Resultate und faire Bedingungen für alle Beteiligten.
Systembetreiber und Entwickler können den Algorithmus kostenlos nutzen, weiterentwickeln und in bestehende Strukturen integrieren. Damit ist OFIQ nicht nur technologisch, sondern auch strategisch ein Quantensprung – insbesondere für öffentliche Systeme, die auf Nachvollziehbarkeit und Vertrauen angewiesen sind.
Unabhängige Tests des amerikanischen National Institute of Standards and Technology (NIST) sowie operative Prüfungen durch eu-LISA, den Betreiber europäischer Großsysteme, bestätigen die Qualität von OFIQ: In zahlreichen Kategorien übertrifft der Algorithmus kommerzielle Alternativen. Diese überragenden Ergebnisse waren ein zentrales Argument für seine Aufnahme in den ISO-Standard – und unterstreichen die Innovationskraft staatlich geförderter Open-Source-Projekte.
Ausblick: Wie OFIQ weiterentwickelt wird
Mit der Veröffentlichung von OFIQ 1.0 auf Github im September 2024 hat das BSI einen Grundstein gelegt. Das Folgeprojekt „OFIQ 2.0“ soll unter anderem die Bewertung in Bezug auf verschiedene physische Merkmale sowie die Analysegeschwindigkeit weiter optimieren. Damit bleibt das Projekt nicht nur auf dem Stand der Technik – es definiert ihn mit.
Mit OFIQ ist es gelungen, einen offenen, leistungsfähigen und international anerkannten Standard für Lichtbildqualität zu etablieren. Der Algorithmus stärkt die Sicherheit biometrischer Systeme, verbessert die Performance im Echtbetrieb und schafft Transparenz in einem bisher abgeschotteten Markt. Für Behörden, Systembetreiber und Bürgerinnen und Bürger ist das ein echter Gewinn – und ein Beispiel dafür, wie Open Source das Vertrauen in digitale Infrastrukturen stärken kann.