Bundestagswahl 2025: Wachsende Angst vor digitaler Manipulation und Einflussnahme
Irreführende Posts, Bot-Netzwerke, manipulierte Videos und Deep Fakes – die Bedrohung durch digitale Einflussnahme ist realer denn je. Eine aktuelle Bitkom-Befragung zeigt: Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland fürchtet gezielte Manipulationsversuche durch ausländische Akteure und Staaten. Die Ergebnisse zeichnen ein alarmierendes Bild darüber, wie groß das Misstrauen gegenüber der bevorstehenden Bundestagswahl ist.

Die überwältigende Mehrheit der Wahlberechtigten in Deutschland sieht die Bundestagswahl 2025 durch ausländische Akteure bedroht. 88 Prozent befürchten Manipulation über soziale Medien, vor allem durch Russland (45 Prozent), die USA (42 Prozent) und China (26 Prozent). Besonders Deepfakes, also gefälschte Videos, Fotos und Tonaufnahmen, werden von 47 Prozent als Gefahr im Wahlkampf eingeschätzt. Drei Viertel halten Deutschland insgesamt für schlecht auf Fake News und Desinformation vorbereitet.
Eine Bitkom-Umfrage unter mehr als 1.000 Wahlberechtigten zeigt, dass 30 Prozent bereits auf Falschmeldungen zur Wahl gestoßen sind. Dennoch überprüfen nur 37 Prozent ihre Quellen vor dem Teilen von Informationen in sozialen Medien.
„Das Bewusstsein für Desinformation wächst, aber es bleibt viel zu tun“, betont Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. 56 Prozent halten die bisherigen Maßnahmen der Politik gegen Fake News für unzureichend.
Wie informieren sich Wählerinnen und Wähler?
Das Internet spielt für 69 Prozent eine wichtige Rolle bei der Wahlentscheidung, besonders für 86 Prozent der unter 30-Jährigen. Dennoch sind persönliche Gespräche mit 82 Prozent die wichtigste Informationsquelle, gefolgt von Fernsehen (76 Prozent) und Zeitungen (50 Prozent).
Unter den digitalen Kanälen dominieren Nachrichten-Websites (63 Prozent) und soziale Medien (51 Prozent). Besonders Facebook (56 Prozent) ist eine zentrale Plattform für Wahlinformationen, während TikTok mit 1 Prozent kaum eine Rolle spielt.
Rechtsradikalismus und Populismus im Netz als große Bedrohung
87 Prozent fordern eine stärkere Bekämpfung von Rechtsradikalismus im Internet, während 79 Prozent eine Stärkung populistischer Parteien durch soziale Medien befürchten. 66 Prozent sorgen sich insbesondere über den Einfluss der AfD auf junge Menschen über digitale Kanäle.
Der Rückhalt für von Hass betroffene Politikerinnen und Politiker ist groß: 90 Prozent bedauern, dass sie Anfeindungen ausgesetzt sind, und 94 Prozent unterstützen es, wenn sie dagegen rechtlich vorgehen. 40 Prozent der Deutschen fordern sogar, dass soziale Medien während des Wahlkampfs gar keine politischen Inhalte ausspielen sollten.
Digitalisierung als Schlüsselfrage der Wahl
Die Digitalpolitik spielt eine entscheidende Rolle im Wahlkampf. 98 Prozent halten die Digitalisierung der Schulen und die Bekämpfung von Internetkriminalität für wichtig. Auch Themen wie Datenschutz (94 Prozent), digitale Verwaltung (90 Prozent) und Gesundheitsdigitalisierung (89 Prozent) stehen im Fokus.
Trotz dieser Relevanz fällt das Urteil über die Digitalpolitik der letzten Bundesregierung vernichtend aus: Sie erhält die Schulnote 4,5. 71 Prozent sprechen sich für ein eigenständiges Digitalministerium aus, und 79 Prozent fordern, dass Digitalpolitik künftig Priorität haben muss.
34 Prozent planen, den Wahl-O-Mat zu nutzen, 43 Prozent wären offen für eine Wahlberatung durch Künstliche Intelligenz. Der neu entwickelte Bitkomat bietet eine Orientierung zu digitalpolitischen Positionen der Parteien.
Bitkom fordert konkrete Maßnahmen für die Digitalisierung
Wintergerst fordert schnelles Handeln:
- Schriftformerfordernisse abschaffen: Rund 2.000 analoge Vorschriften behindern die digitale Verwaltung.
- Regulierungsstopp: Weniger Bürokratie, schnellere Umsetzung bestehender Digitalgesetze.
- Digitalinfrastruktur priorisieren: Glasfaser- und Mobilfunkausbau müssen als „überragendes öffentliches Interesse“ gelten.
- Digitale Bildung stärken: Eine Bundeszentrale für digitale Bildung soll Medienkompetenz fördern.
- Superabschreibungen für Digitalinvestitionen: Ein Transformationsprogramm für die Wirtschaft soll digitale Wettbewerbsfähigkeit stärken.
„Die neue Bundesregierung muss endlich Digitalisierung MACHEN – nicht nur darüber reden“, betont Wintergerst.
